Worauf muss man bei der Handaufzucht achten?
Durch ihr
noch nicht ausreichend entwickeltes Immunsystem sind Vogelbabys sehr anfällig
für Gesundheitsprobleme. Eine schlechte Funktion des Verdauungsapparates und
Infektionen kommen häufig vor. Die am besten wahrnehmbaren Symptome von Gesundheitsproblemen
bei Vogelbabys sind Aufstoßen, Erbrechen, verlangsamte
Kropfentleerung, Gewichtsverlust, Wachstumsverzögerung und
Lustlosigkeit.
Diese Gesundheitsprobleme können sowohl durch Infektionen
als auch durch falsche Handlungen des Züchters verursacht werden.
Bei den Infektionen denken wir vor allem an Candida, Polyomavirus, E. coli...
Falsche Anwendungen finden sich auf dem Gebiet der Futtertemperatur und der
Futtermenge, einer falschen Handhabung durch den Züchter, der Futterfrequenz,
dem verwendeten Instrumentarium, der Raumtemperatur und der Luftfeuchtigkeit des
Brutkastens. Aber auch die Zusammensetzung des Futters spielt eine entscheidende
Rolle bei der Vermeidung von Gesundheitsproblemen.
1. Temperatur des Futters Die
Temperatur des Futters muss ungefähr 39 °C betragen. Symptome von zu hoher
Futtertemperatur reichen von Futteraversion (wenn nur etwas zu warm) bis zur
Kropfverbrennung. In einigen Fällen kann diese Kropfverbrennung Anlass zu Kropf-
und Hautperforation geben. Ernsthafte Kropfverbrennung kommt vor allem bei der
Fütterung mit der Kropfsonde vor. Wenn man das Futter im Mikrowellenherd
erwärmt, muss man immer sehr gut umrühren, da die Wärme sich an bestimmten
Stellen konzentrieren kann, und danach die Endtemperatur nochmals
kontrollieren. Wenn mehrere Vögel nacheinander gefüttert werden, hält man den
Behälter mit dem zubereiteten Futter in einem Warmwasserbad warm. Denn auch zu
kaltes Futter kann zu Futteraversion führen. Wenn man mehrere Vögel füttern
muss, nimmt man immer zuerst das kleinste Junge. Je älter der Vogel ist, desto
weniger anfällig ist er für Temperaturschwankungen im Futter.
TOP 2.
Futterfrequenz Die Futterfrequenz ist stark vom Alter, der
Futterkonsistenz und der Futtermethode abhängig. Durchschnittlich kann man
sagen, dass neugeborene Vögel eine viel dünnere Nahrung erhalten, wodurch sie
häufiger gefüttert werden müssen. Während der ersten Lebenswoche wird man
ungefähr alle 2 Stunden füttern. Später, wenn konzentrierteres Futter verwendet
wird, kann der Futterintervall auf 4 bis 5 Stunden verlängert werden. Der
wichtigste Parameter zur Bestimmung dieser Häufigkeit ist die Kropfentleerung.
Im Prinzip wird man einen Vogel nicht erneut füttern, solange der Kropf nicht
vollständig von der vorigen Mahlzeit entleert wurde. Durch die Verwendung von
wissenschaftlich fundierten Futtermitteln, wie NutriBird, kann man auf
'Nachtfütterungen' selbst in den ersten Lebenstagen verzichten. Ein junger Vogel
kann problemlos eine Nacht von 7 Stunden ohne Futter durchhalten, unter der
Voraussetzung, dass der Nährwert des verabreichten Futters tagsüber ausreichend
hoch ist und dass die Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Brutkasten optimal
sind. Der längere Intervall einmal in 24 Stunden bietet außerdem den Vorteil,
dass der Kropf einmal sicher vollständig geleert wird.
3.
Futtermengen Bei jeder Fütterung beträgt die verabreichte
Futtermenge ungefähr 10 % des Körpergewichtes. Daher ist es entscheidend, die
Jungen täglich auf einer Präzisionswaage abzuwiegen. Die Entwicklung der
Gewichtskurve bietet nicht nur einen Eindruck über den Gesundheitszustand der
Vögel, sondern das täglich gemessene Gewicht ermöglicht auch, die Futtermenge
festzulegen. Bei der Sondenfütterung kann die Futtermenge etwas erhöht werden,
um den Futterintervall zu vergrößern. Doch dies ist nicht ohne Risiko in bezug
auf eine gute Kropfentleerung. Außerdem dehnt sich der Kropf dann sehr stark
aus. Da das Schrumpfen des Kropfes eine wichtige Rolle beim Absetzen spielt,
werden diese Vögel im Entwöhnungsalter schwerer festes Futter
aufnehmen.
4. Die ersten Fütterungen Um die
Reste des Dottersacks vollständig verdauen zu lassen, wird man die ersten 24
Stunden nach dem Schlüpfen noch kein Futter verabreichen. Um Dehydrierung zu
vermeiden, kann man regelmäßig einige Tropfen Wasser oder Joghurt-Molke geben.
Diese müssen natürlich auch auf 39°C erwärmt werden. Nach 24 Stunden wird man
mit der ersten Fütterung beginnen. Für die ersten Fütterungen wird man ein sehr
stark verdünntes Futter verwenden.
5.
Handlungen Die Handfütterung von jungen Vögeln erfordert einige
Geschicklichkeit vom Züchter. Es ist empfehlenswert, dass ein Anfänger erst
Erfahrungen mit weniger kostbaren Vögeln sammelt. Um ein günstiges Ergebnis zu
erzielen, muss man die Vögel so festhalten, dass sowohl der Vogel als auch der
Züchter eine normale physiologische Haltung annehmen. Ein Vogel, der nicht
bequem sitzt, wird sich gegen das Futter wehren und viel kleckern. Indem man den
Hals leicht streckt und/oder leicht auf beide Mundwinkel drückt, kann man den
natürlichen Bettelreflex anregen. Zu diesem Zeitpunkt schließt sich die
Luftröhre, sodass die Futteraspiration ausgeschlossen ist. Man muss dafür
sorgen, dass das trockene Pulver sehr gut im Wasser aufgelöst wird. Man sollte
das Futter vorzugsweise einmal kräftig mit einem Schneebesen umrühren.
Unaufgelöste Klümpchen können die Spritze blockieren. Wenn diese dann durch
erhöhten Druck doch plötzlich Durchlass bietet, kommt eine unkontrollierbar
große Futtermenge in die Schnabelhöhle, was zum Verschlucken und Ersticken
führen kann. Nach dem Füttern entfernt man das gesamte verschüttete Futter an
Schnabel und Gefieder mit einem feuchten Tuch oder einer Papierserviette. Bevor
man mit dem Füttern beginnt, und jedes mal, wenn man Vögel aus einem anderen
Brutkasten nimmt, muss man die Hände waschen und desinfizieren.
TOP 6.
Instrumentarium Alle Instrumente, die während der Handaufzucht
verwendet werden (Löffel, Spritzen, Sonden, Thermometer, Behälter) müssen immer
sehr sauber sein. Zwischen zwei Fütterungen müssen sie jedes mal desinfiziert
werden. Am praktischsten ist die Verwendung von zwei Materialsätzen. So kann man
das gerade verwendete Material, nach dem Abspülen, einen vollständigen
Futterintervall lang in einem geeigneten Desinfektionsmittel einweichen lassen.
Der zweite Satz, wird nach gründlichem Spülen unter fließendem Wasser, zum
Trocknen gelegt, sodass er bei der folgenden Fütterung gebrauchsfertig ist. Als
Desinfektionsmittel wird ein Mittel verwendet, das sowohl gegen Bakterien, Viren
und Fungizide wirkt. Es ist wichtig, nach der Desinfektion reichlich mit
fließendem Wasser zu spülen. Unabhängig von der eventuellen Toxizität des
Produktes selbst können Reste des Desinfektionsmittels, die sehr empfindliche
Kropf- und Darmflora von jungen Vögeln angreifen.
7. Brutkasten
Der
Brutkasten wird am besten in einem abgesonderten Babyraum aufgestellt, in dem
sich
keine älteren Vögel aufhalten. Dieser Raum muss eine konstante
Temperatur von mindestens
22°C aufweisen um Erkältungen während des Fütterns
zu vermeiden. Der Brutkasten wird auf
folgende Temperaturen
eingestellt:
Alter |
Temperatur |
Von Schlüpfen bis 2 - 3 Tage |
35,0 - 36,5 °C |
Von 3 Tage bis 14 - 21 Tage |
31,0 - 34,0 °C |
Von 3 Wochen bis zum Absetzen |
25,0 - 30,0 °C
|
Es wird empfohlen, Temperatur und Luftfeuchtigkeit doppelt zu
messen, um eventuelle
Eichfehler der Messgeräte zu ermitteln und
auszuschließen. Der Brutkasten selbst ist
vorzugsweise verdunkelt, um die
jungen Vögel ruhig zu halten (vgl. natürliche Nest-
höhlen + Abdeckung durch
den Elternvogel). Die Luftfeuchtigkeit beträgt 60 bis 70 %.
In Brutkästen,
in denen ein Ventilator für die Verteilung der Wärme sorgt, muss der
Feuchtigkeitsgehalt erhöht werden, um die Dehydrierung der Jungen zu
vermeiden.
Für Junge verschiedener Nester verwendet
man vorzugsweise getrennte Brutkästen. Die Jungen werden in einzelnen Behältern
in den Brutkasten gegeben. Als Bodenbelag verwendet man zu Beginn vorzugsweise
Papierservietten. Später kann man gebrochenes Buchenholz oder einen Gitterboden
verwenden. In jedem Fall darf der Boden nicht zu glatt sein, um den Vögeln die
Möglichkeit zu geben, sich während des Aufrichtens abzustützen.
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